Immersion – Sprachbad statt Sprachbröckchen
Liebe BLOG Leser,
Baden macht Spaß, harte Brocken durchzukauen dagegen ist lästig. Gerade, wenn Kinder eine Fremdsprache lernen, bewahrheitet sich diese Aussage. Junge Menschen blühen auf, wenn sie im Urlaub von ungewohnten Lauten und Satzmelodien umgeben sind. Diese auditiven Reize stellen Rätsel dar, die sie in ihrer Neugier zu lösen versuchen. „Immersion“ heißt ein solches Eintauchen in eine Zweitsprache in Fachkreisen. Sitzen dieselben Schüler im Klassenraum und bekommen häppchenweise Ausschnitte aus einer Sprache serviert, geht die Magie oft verloren. Sie sollen Englisch lernen und vor allem darüber Auskunft geben können, wann das Past Perfect und das Present Perfect Continuous anzuwenden ist.
Erstsprach-Immersion und Zweitsprach-Drill
Kein deutschsprachiges Kleinkind würden wir auffordern, die Konjugationen der deutschen Verben zu pauken, damit fehlerhafte Formen wie „sie magen“ statt „sie mögen“ oder „er hat getut“ statt „getan“ nicht mehr auftauchen. Auch lassen wir es nicht Einzahl und Mehrzahl von Nomen aufsagen, um Fehler wie „das Buch, die Buchen“ auszumerzen. Eltern und Erzieher vertrauen darauf, dass der zugewandte Umgang mit dem Nachwuchs ohne weiteres Zutun für die Entwicklung hin zur allgemein verständlichen Grammatik sorgen wird. Wichtig ist, dass ein junger Mensch ein kommunizierendes Gegenüber hat und dass er adäquaten verbalen Input erhält. An seinem Sprachvorbild wird er sich unbewusst orientieren, ohne dass eine Instanz korrigierend einzugreifen hat.
Aber ältere Kinder werden in unserem Schulsystem immer noch häufig mit genau solchen Mustern gedrillt. Steht Englisch auf dem Stundenplan, können sich die Schüler auf lange Listen mit Vokabeln einstellen, die in zwei oder drei Tagen beherrscht werden müssen. Die Reihen unregelmäßiger Verben haben zu sitzen. Wehe, aus „think, thought, thought“ wird wegen orthografischer oder phonologischer Verunsicherung „think, thunk, thunken“! Erste Aufsätze sind rot gesprenkelt, macht doch der Fokus auf Fehler einen Großteil der Didaktik aus.
Der Fachunterricht findet nur auf speziellen Schulen in einer anderen Sprache als der Erstsprache statt. Es gibt kaum eine weiterführende staatliche Schule, in der Mathematik, Kunst oder Physik auf Englisch oder in einer anderen Fremdsprache unterrichtet wird. Dabei hat dieses Vorgehen wegen seiner Vorteile in anderen Ländern eine lange Tradition.
Erfolge der institutionellen Immersion im Ausland
Zwei Länder mit umfassender Immersions-Erfahrung werden von der Bilingualismus-Forschung immer wieder erwähnt: Kanada und Schweden. Bei Experimenten in Kanada, das aufgrund der zwei Amtssprachen einen allgemeinen Bilingualismus anstrebt, fanden Wissenschaftler schon 1965 heraus, wie effektiv sich eine Zweitsprache vermitteln lässt, indem Lehrende sie als Mittel sozialer Interaktion einsetzen. In diesem Kontext wurden Schüler zunächst nur mit Unterricht in der Zielsprache und anschließend in beiden Sprachen konfrontiert. So lernten sie beispielsweise Biologie in englischer Sprache und Chemie auf Französisch. Dadurch erreichten sie ein der Muttersprache nahekommendes Zweitsprach-Niveau, ohne negative Auswirkungen auf die Erstsprache oder auf das Wissen in anderen Fächern zu erleiden.
Bei der Untersuchung von Kindern finnischer Arbeiter in Schweden stellten Forscher in den 1970er Jahren außerdem fest, dass sichere Kenntnisse der Erstsprache und eine positive Einstellung ihr gegenüber das Erlernen der Zielsprache noch unterstützen. Fakt ist, dass Immersions-Programme den natürlichen Spracherwerb beim Neugeborenen nicht vollständig imitieren können. Ein älteres Kind wird immer auf die Strategien zurückgreifen, die es beim Erwerb der Erstsprache zur Entschlüsselung von Bedeutung und beim Anlegen grammatischer Strukturen genutzt hat. Von dieser Tatsache können Kinder, die außerhalb der Schule Englisch lernen möchten, profitieren.
Immersions-Möglichkeit in Wien
In Wien und Umgebung schaffen wir Situationen, die denen ähneln, in denen ein Kleinkind aufwächst und lernt. Bei Unternehmungen, gemeinsamen Tätigkeiten oder Ausflügen, steht das Mädchen oder der Junge mit der Bezugsperson, die nur Englisch spricht, in einem sozialen Verhältnis. Die oder der Lernende hat dadurch Interesse an einem Austausch, der nur in der Fremdsprache stattfinden kann, und wird so spielerisch lernen, wie er oder sie sich auszudrücken hat, um verstanden zu werden. Das mühsame Einpauken von Listen und Paradigmen entfällt.
Wichtig ist, dass die Zielsprache in ihrer natürlichen Form angeboten wird. Das ist der Fall, wenn das Kind gemeinsam mit dem Zweitsprach-Vorbild die Welt erlebt. Auf diese Weise erfolgt der Erwerb nahezu beiläufig und auf Wunsch schon, bevor Englisch als Schulfach eingeführt wird.
Wikipedia liefert weitere Informationen zum Nachlesen zum Thema Sprach Immersion.
Über den Author:
Andreas HANNY, MBA ist Gründer und Eigentümer von native4kids e.U.